Enzo, der König der Brenta

Enzo, der König der Brenta
Freitag 30 August 2019

Sieben Stunden, vier Minuten und 23 Sekunden. In dieser Zeit hat es Enzo Romeri, der Trailrunner aus Fai della Paganella, ganz hoch aufs Siegertreppchen beim letztjährigen Dolomiti Brenta Trail geschafft. Ein Traillauf in Enzos Heimat, der auf 64 Kilometern und mit einem Höhenunterschied von 4.200 Metern durch die schönsten Berge der Welt führt. Diese Berge sind ein Welterbe der Menschheit… und Enzos Zuhause.

Ein riesiger Erfolg, erst recht, wenn man bedenkt, dass Enzo vor einigen Jahren noch selbst einen Spaziergang nach Andalo als „viel zu anstrengend“ abgelehnt hätte.

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Als mir mein Sohn Gabriele vor drei oder vier Jahren die Hände auf den Bauch gelegt und mich gefragt hat, ob ich ein Baby bekomme, wurde mir klar, dass ich wieder mit irgendeinem Sport anfangen musste, nachdem ich 2011 meine Karriere als Rennradler beendet hatte. Als ich am ersten Abend loslief, traf ich Yanez und Christian, alte Freunde und aus demselben Dorf wie ich, und wir fingen an, gemeinsam zu trainieren. Mehr aus Spaß hat Christian dann nach nur zwei Monaten Training vorschlagen, dass wir beim Garda Trentino Trail mitlaufen sollten, einem 60-Kilometer-Rennen mit 3.800 Metern Höhendifferenz. Ich muss heute noch lachen, wenn ich mir die Fotos von diesem ersten Rennen ansehen – ich mit diesem Rucksack voller Wasserflaschen und Brote, als sollte ich eine mehrtägige Bergtour absolvieren. Trotzdem habe ich bei diesem Rennen sofort gespürt, dass diese Form des Wettkampfs einfach zu mir passt. Die Lust am Leistungssport und an der Quälerei sind halt einfach Teil meines Charakters.“

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„Wenn du ein Jahr lang trainierst wie ich, wird dir der Dolomiti di Brenta Trail im September gar nicht mehr so unmöglich vorkommen.“

Natürlich fragt man sich, wie Enzo und die anderen Trailrunner es schaffen, so viele Stunden am Stück zu laufen und dabei Höhenunterschiede von über 3.000 Metern zu bewältigen. „In Wirklichkeit ist das Rennen selbst nur die Spitze des Eisbergs. Darunter verbirgt sich monatelanges Training, das schon im Januar beginnt. Wenn ich mich auf ein Rennen vorbereite, trainiere ich zweimal täglich jeweils 90 Minuten. Morgens laufe ich nüchtern, ohne gefrühstückt zu haben, um abzunehmen und den Körper an den Hunger zu gewöhnen. Abends mache ich dann ein intensiveres Training. Die Rennen, die ich in diesen Monaten absolviere, sind dann selbst eine Form des Trainings und dienen der Vorbereitung auf das ganz große Rennen, das eigentliche Saisonziel. Dieses Jahr habe ich mir im August dann noch einen zehntägigen Trainingsstopp gegönnt, um mich physisch und psychologisch zu regenerieren. In den Tagen unmittelbar vor dem Rennen ist dann tatsächlich die Psyche das Feld, auf dem ich am meisten arbeite.“
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Denn das Rennen, sagt Enzo, wird im Kopf gewonnen. “Klar muss auch die physische Form stimmen; ich muss richtig trainiert sein und kann nicht einfach vom Sofa aufstehen und den Dolomiti di Brenta Trail laufen. Doch wenn man es wirklich will, dann kann man es meiner Meinung nach auch mit relativ wenig Vorbereitung ins Ziel schaffen, denn diese Dinge werden im Kopf entschieden. Man muss das Rennen ja nicht unbedingt gewinnen wollen. Bei diesen Rennen haben alle Teilnehmer ihr ganz persönliches Ziel vor Augen. Manche wollen es einfach nur bis ins Ziel schaffen, und sei es als allerletzter. Andere wiederum haben vielleicht gerade eine schlimme Zeit oder eine Krankheit hinter sich, und für sie hat das Rennen dann eine noch tiefere, persönlichere Bedeutung.“

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“Es ist das Rennen vor meiner Haustür. Die Brenta-Dolomiten sind unsere Berge, sie haben mich immer schon begeistert. An die Brenta habe ich ein Stück meines Herzes verloren.“

Es erstaunt nicht weiter, dass Enzo die Strecke kennt wie seine Westentasche. “Das Rennen startet morgens um sechs, was bedeutet, dass man den ersten Teil praktisch im Dunkeln läuft. Wenn wir dann auf die Malga Flavona kommen, beginnt der wildere, vielleicht weniger bekannte Teil der Brenta, den ich persönlich am schönsten finde. Hier fühlt man sich wirklich in den Bergen – alleine und frei. Der letzte Teil führt dann zurück zum Rifugio Brentei unterhalb des Campanil Bas und zum Rifugio Pedrotti. Hier taucht dann langsam auch schon Publikum am Wegesrand auf, das uns anfeuert – genau in dem Moment, in dem man es am meisten braucht. Die Berghütten sind nicht einfach nur Verpflegungsstationen; hier warten auch die Freunde, um dich anzufeuern. Auch auf den Wanderwegen ist viel los, und der Zuspruch der Wanderer wirkt ausgesprochen motivierend. Die Trentiner selbst verfolgen das Rennen durch die Brenta immer mit großer Anteilnahme, erst recht, wenn ein Einheimischer vorne mitläuft. Ich merke das jetzt, wo das Rennen näher rückt. Wenn ich Leuten aus Fai della Paganella begegne, wollen sie immer wissen, ob ich auch richtig in Form bin.“

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Ob ich den Druck spüre, den Erfolg vom letzten Jahr zu wiederholen? Ein bisschen schon. Irgendwie erwarten sich alle einen zweiten Sieg. Wenn ich jetzt mit der Startnummer 1 loslaufe (Verpflichtung und Ehre für den Vorjahresgewinner), dann fühle ich mich schon ein bisschen im Rampenlicht. Klar, dass ich wieder gewinnen will; mit diesem Ziel starte ich. Aber es ist ein Traum, keine Besessenheit, wie einmal ein berühmter Mann gesagt hat. Ich habe trainiert und bin körperlich fit. Um zu gewinnen, musst du den richtigen Tag erwischen. Du ziehst die Startnummer über, spürst das Adrenalin durch deine Adern strömen und eine Stimme in deinem Kopf, die sagt: „Okay! Auf geht’s!

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